Brazilian Jiu-Jitsu (BJJ) ist heute eine der populärsten Kampfkünste weltweit und eng mit dem Erfolg des Mixed Martial Arts (MMA) verbunden. Doch seine Wurzeln reichen weit zurück in die Vergangenheit, zu den traditionellen Kampfkünsten Japans. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Ursprünge, die Entwicklung und die weltweite Popularität von BJJ.
Die Ursprünge in Japan
Die Wurzeln des BJJ liegen im japanischen Jiu-Jitsu, einer Kampfkunst, die vor allem für die Samurai entwickelt wurde. Jiu-Jitsu, was so viel wie „sanfte Kunst“ bedeutet, konzentriert sich darauf, die Kraft eines Gegners gegen ihn selbst zu verwenden. Es ist eine Mischung aus Würfen, Hebeltechniken und Bodenkampf, die es erlaubte, Gegner zu besiegen, selbst wenn man keine Waffen zur Verfügung hatte.
Mit der Modernisierung Japans im 19. Jahrhundert entstand aus dem traditionellen Jiu-Jitsu der Sport Judo. Der Begründer des Judo, Jigoro Kano, wollte eine weniger gefährliche und sportlichere Variante schaffen. Kano legte den Schwerpunkt auf Würfe und Bodenkampf (Newaza), ließ aber gefährliche Techniken wie Schläge und Tritte weg.
Der Weg nach Brasilien
In den frühen 1900er-Jahren machte Jigoro Kano seine Schüler zu Botschaftern des Judo und entsandte sie in alle Welt. Einer dieser Schüler, Mitsuyo Maeda, spielte eine entscheidende Rolle in der Geschichte des BJJ. Maeda, ein Meister im Judo und im traditionellen Jiu-Jitsu, reiste um die Welt, um seine Kunst zu lehren und an Schaukämpfen teilzunehmen.
1914 kam Maeda nach Brasilien und traf dort auf Gastão Gracie, einen einflussreichen Geschäftsmann. Als Zeichen der Dankbarkeit für Gastãos Unterstützung begann Maeda, dessen Sohn Carlos Gracie im Judo zu unterrichten. Carlos war fasziniert von der Kampfkunst und begann, sie seinen jüngeren Brüdern, darunter Hélio Gracie, beizubringen.
Die Entwicklung des Brazilian Jiu-Jitsu
Die Gracie-Familie spielte eine zentrale Rolle in der Transformation von Judo und traditionellem Jiu-Jitsu in das, was wir heute als BJJ kennen. Besonders Hélio Gracie, der aufgrund seiner schmächtigen Statur Schwierigkeiten mit den traditionellen Judo-Techniken hatte, begann, das System anzupassen. Er legte den Fokus stärker auf Hebel- und Würgetechniken sowie den Bodenkampf, wodurch körperliche Stärke und Gewicht weniger wichtig wurden.
In den 1920er- und 1930er-Jahren begannen die Gracies, ihr System in Brasilien durch Herausforderungen bekannt zu machen. Diese sogenannten **“Vale-Tudo“-Kämpfe** (alles ist erlaubt) waren extrem populär und demonstrierten die Effektivität von BJJ gegenüber anderen Kampfstilen. Besonders Hélio Gracie und später sein Sohn Royce Gracie machten den Stil berühmt, indem sie zahlreiche Gegner bezwangen, oft mit deutlichem körperlichem Nachteil.
Der internationale Durchbruch
Der wahre Durchbruch für BJJ kam in den 1990er-Jahren mit der Gründung der Ultimate Fighting Championship (UFC) in den USA. Royce Gracie, ein scheinbar schmächtiger Mann, trat gegen viel größere und stärkere Gegner aus anderen Kampfkünsten an – und dominierte. Seine Siege bewiesen die Effektivität des BJJ und weckten weltweit Interesse an dieser Kampfkunst.
In den folgenden Jahren begann die Gracie-Familie, weltweit Akademien zu gründen, und zahlreiche andere brasilianische Athleten und Trainer trugen zur Verbreitung bei. Wettbewerbe wie Abu Dhabi Combat Club (ADCC) Submission Wrestling Championship und die IBJJF World Championships wurden ins Leben gerufen, was den Sport weiter professionalisierte.
BJJ heute
Heute ist BJJ eine weltweite Bewegung. Es gibt tausende von Akademien in fast jedem Land, und die Community wächst stetig. Besonders im MMA ist BJJ ein unverzichtbarer Bestandteil geworden, da kaum ein Kämpfer ohne Bodenkampfkenntnisse Erfolg haben kann. Neben seiner Effektivität als Kampfsport wird BJJ auch wegen seiner positiven Wirkung auf die körperliche und mentale Gesundheit geschätzt.
Das moderne BJJ hat sich auch in verschiedene Richtungen entwickelt. Traditionelle Schulen, wie die der Gracie-Familie, konzentrieren sich stark auf Selbstverteidigung, während sportlich orientierte Schulen Wert auf Wettkampfregeln und Punkte legen. Beide Ansätze haben ihre Anhänger und tragen zur Vielfalt des BJJ bei.
Fazit
Brazilian Jiu-Jitsu ist mehr als nur ein Kampfsport. Es ist eine Kultur, eine Philosophie und ein Werkzeug zur Selbstverbesserung. Die Geschichte des BJJ zeigt, wie eine Kampfkunst durch kulturelle Austauschprozesse, Innovation und Leidenschaft zu einer globalen Bewegung werden kann. Vom japanischen Jiu-Jitsu über die Gracie-Familie bis hin zur internationalen Verbreitung hat BJJ eine beeindruckende Reise hinter sich – und die Geschichte ist noch lange nicht zu Ende.